Russländisch gendern

17.05.22

 

Moin Olaf!

Wunderst Dich schon, weil ich nich über den Krieg in der Ukraine schreibe, ne? Is natürlich, weil ich dat alle bis zum Abwinken schon mal erlebt hab. Eigentlich dreimal. Dat erste Mal war in der Kuba-Krise. Aus der Zeit weiß ich noch, dat man bei einer Atombome seinen Tornister über den Kopf halten muss und dann unter einen Tisch krabbeln soll, dat verhindert dat schlimmste. Dann war ich grade vom Bund weg, da gab et den Überfall von Russland auf die Tschechoslowakei, und jetzt setzt Russland seine Tradition fort, diesmal die Ukraine.

Natürlich kommste da ins Grübeln, Olaf. Tornister hab ich nich mehr. Unser stabilste Tisch steht in der 2. Etage, auch nich sooo, wat kann man sonst noch tun? In der heiklen Situation hab ich mich auf unsere Stärken besonnen, Olaf, wat uns vor allen anderen auszeichnet. Dat is unsere Ordnungsliebe und unsere Verwaltung, die Verwaltungsgerichtsordnung, die Auslegung des Grundgesetzes, Verwaltungsvorschriften, Richtlinien, neue Stellen in der Bundesverwaltung.

Nun dürfen die alle ja nich kreativ werden und selbst wat machen, aber man kann denen ja wat an die Hand geben. In dieser brenzligen Lage is mir ein Gender-Wörterbuch zugespielt worden (von ein Wisselblower), und Olaf, wat soll ich sagen, dat is dat gefundene Fressen für eine Verwaltung, die den Feind kampfunfähig machen will.

Fängt schon an mit Russen. Die sind nämlich keine Russen, sondern Russländer, Kämpfer, angreifende Personen, die sich mit großem Engagement für ein Ziel einsetzen. Die Ukrainer gibt et gendertechnisch noch nich, die sind also nich in Gefahr. Dafür droht den Russländern aber gleich doppelte Gefahr durch unbemannte und unbefraute Drohnen, man muss einfach binär denken. Und binär denken heißt: Entweder 1 oder 0, schwarz oder weiß, und dat sind die einzigen beiden Optionen. Et gibt keine Grauzone. Nehmen wer aber mal jetz konkret ne Panzerfaust. Der Faust, die Panzerfaust: Im Zweifelsfall würde ich sagen transgender, die Geschlechtsidentität is nicht binär.

Und da kommt die Verwaltung ins Spiel. Wat macht die nämlich, wenn son armer Russländer durch die Gegend ballert? Sie gibt Hilfestellung im richtigen Gebrauch der Rechtsbegriffe, hilft auch den Unterbelichteten. Ein Gender-Wörterbuch auf russländisch muss her, Olaf. Wir gendern die mit ihrer eigenen Waffen, bis se quietschen, bis se alle kampfunfähig sind und verarztet oder verärztinnet werden müssen! Und ganz nebenbei sind se auch noch bessere Menschen geworden, sobald se sich erholt haben.

Also Olaf, die Richtung is klar. Frisch in die Hände gespuckt und russländisch gegendert.

Solls mal sehen, ob wer die nich rumkriegen!

 

Dein Volk