Missbrauch

10.03.2010

 

Liebe Angela!


Nich nur dat die Zeitungen voll sind vonne Berichte über Missbrauch inne Kirche, ne, heute muss ich leider n neuen Fall von Missbrauch aufdecken, Angela, wieder inne katholische Kirche. Diesma betrifft et mich. Jetts brauchs Dich nich erschrecken, Nich dat mich da n Priester anne Weichteile gegangen wäre, ne, dat Gott sei Dank nich. Bei mir war dat subtiler. Ich war nämlich Messdiener und deshalb den heiligen Geschehen am Altar immer besonders nahe. Und deshalb hab ich dat immer aus nächste Nähe mitbekommen, dat ich unwürdig bin, eigentlich ganich leben dürfte außer durche Gnade von lieben Gott, und dat ich nur in Himmel komm, wennich arm bin.

Mein Gott, denkse jetts, Angela, dat is doch bestimmt schon verjährt. Aber ich sach dat trotzdem, um dat aufzuarbeiten. Um den lieben Gott zu gefallen, bin ich nämlich immer noch arm, und da kommße ja automatisch aufe Frage von Missbrauch.

Der Punkt, wo ich jetts an Knobeln bin, is: Wer hat dat eigentlich gesacht, dass ich arm bleiben muss? Der liebe Gott oder seine Beamtenschaft auf Erden, die dat Geld lieber für sich haben will? Und wer war dat Kamel, dat nich durchet Nadelöhr ging? Der Reiche oder der Arme? Is man ein Kamel, wenn man arm is?

Du siehs, Angela, auch mit dem Kamel war Missbrauch, denn et gibt gar keine reiche oder arme Kamele. Und wat dat armsein angeht, da muss ja offensichtlich Missbrauch gewesen sein, sons würdich ja nich noch immer dadran knabbern.

Folgenden Vorschlach, Angela: Bei Dein nächsten Treffen mit den Benedikt tritts ma in Dialoch mit den und frachs den, oppich auch reich als Kamel durchs Nadelöhr darf. Vielleicht hat der ja n Trick drauf und ich kann mein Missbrauch noch umbiegen.


Dein Volk