Leo-Statistik

26. 02. 2023

Bundesministerium der Verteidigung, Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin 

 

Lieber Boris!

Du weißt ja, in den letzten Monaten hat es bei Deiner Truppe eine Inventur gegeben, wie viele Leopard Panzer eigentlich vorhanden sind und wat man an die Ukrainer abgeben kann. Wenn man mal so tut, als wäre die Bundeswehr eine Firma, dann wär dat Ergebnis niederschmetternd. Ich mein nich die Anzahl der Panzer, sondern die Dauer der Inventur.

Die Jungs haben zig Monate gebraucht. Und jetts komm ich und hab mir Gedanken gemacht mit mein Hang zur Statistik. Boris, gib den Jungs doch mal einen Zettel in die Hand, so wie ich den gerade entworfen hab:


Guck ma, is doch ganz einfach: Du machst einen vierstufigen Plan.

1. Zuerst musst Du nachforschen, wo et überall Kasernen gibt. Besorgst Dir am besten eine russische Landkarte von Deutschland, die Orte, die da gedruckt sind, sind auch Bundeswehrstandorte. Fang am besten oben an und geh dann weiter nach unten. Dauer ca. 3 Tage.

2. Wenn Du dat weißt, gehst Du die Liste durch, rufst da an und fragst, wat die so haben. Ob vielleicht ein paar Leos dabei wären.

3. Dann nimmst Du ein Blatt Papier und trägst dat ein in eine Strichliste, immer schön in Fünferpäckchen, dat is übersichtlich und erleichtert dat Zählen.

4. Und jetts wird kompliziert, Boris, Wahrscheinlichkeitsrechnung. Wenn Du die an der Strippe hast in den Kasernen, dann fragst Du auch ganz vorsichtig mal nach, mit welcher Wahrscheinlichkeit die Dinger denn so einsatzbereit wären, mit 20, 25 oder 30%. Dat is der schwierigste Punkt bei der ganzen Aufstellung, denn Du musst Dich ja drauf verlassen, wat die sagen. Und auf Anhieb wissen die dat ja selber nich, da müssen die auch erst mal forschen. Meine Liste oben kannst Du auch erweitern. Wie viele können fahren (rückwärts und vorwärts), vielleicht unterteilt in a, b, c, aber dat überlass ich Dir, da bist Du näher dran. Vergiss auch die Vorwärtsgänge nich, wenn der Feind von hinten kommt. Und natürlich, wie viele können schießen, und dann der entscheidende Punkt, wie viele können beides, fahren und schießen.

Dieser 4. Punkt ist bestimmt am schwierigsten. Ich würde sagen, wenn Du gut drauf bist, hast Du dat in 4 - 5 Wochen erledigt. Nimmst Dir einfach immer eine Thermoskanne Kaffee mit und ein paar Plätzchen, und ab geht die Lucy.

Der riesige Vorteil, wenn Du dat selber in die Hand nimmst und nicht der Bundeswehrverwaltung überlässt, die Zeitersparnis beträgt etwa 8 - 9 Monate. Nebenbei hast Du noch eine Menge Ärger eingespart, nämlich Zeit und Nerven für das Verfassen von Richtlinien und Verordnungen, wie die Zählung so geht und wat vorwärts und rückwärts is, und auch die Heeresdienstvorschrift kann unangetastet bleiben. Machst Du einfach alles selber.

Ganz nebenbei hast Du sogar noch dat Betriebsklima verbessert. Dat Beschaffungsamt kümmert sich weiterhin unbehelligt um die Taschentücher (blaugrau), die langen Unterhosen (oliv, feldmäßig, üb, einfach) und welche Orden beim großen Dienstanzug an welcher Stelle anzutackern sind. Die Abteilung Manöver kann weiterhin ihre Aufmerksamkeit der nächsten Wehrübung in Köln Porz widmen („die Russen sind durchgebrochen und die linke Rheinseite ist die erste Verteildigungslinie“). Die Abteilung Attacke widmet ... Halt, dat gehört hier nich hin, dat is Fußball.

Boris, ich lass ma für heute genug sein, Du bis jetts erst mal beschäftigt. Wenn Du noch Fragen hast zu a, b oder c und wo man dat einordnen soll, dann steh ich Dir selbstverständlich unentgeltlich und ehrenamtlich zur Verfügung. Ruf einfach an: 0221 4710 669, in dringenden Fällen 0171 3920 69.

 

Frohes Gelingen und Gruß auch an Olaf!

 

Dein Volk