Moin Olaf!

9. 12. 21

Moin Olaf!

Deine Regierungszeit beginnt gleich gut, denn Du hast einen neuen Freund. Dat bin ich, Dein Volk. Ab jetz sitzen wir im selben Boot, Du am Steuer und ich vor Dir. Na denn man tau!

Wie sich dat gehört, haste auch als erstes nen Amtseid abgelegt. Und ich muss sagen, hat nix mit Dir zu tun, aber: Wieviele willst Du eigentlich noch ablegen?

Wat sicher is, et sind mindestens drei, die Du bisher abgelegt hast, den als Hamburger Senator, den als Finanzminister und jetz den als Bundeskanzler. Hättest Du die letzten beiden nicht verweigern können? Jetz bist Du dran, mehr als den Nutzen des Deutschen Volkes kannst Du doch gar nich mehren. Oder sind da Unterschiede zwischen den Eiden? Hat mich neugierig gemacht, und tatsächlich, Du hast ganz verschiedene Sachen beeidet.

„Ich schwöre, dass ich Deutschland, dem Grundgesetz… die Treue halten will, … und das Wohl der Freien und Hansestadt Hamburg, soviel ich vermag, fördern will.“ Sieht man sofort, da is eine Hintertür, „soviel ich vermag“. Du brauchtest das Wohl nicht mit allen Kräften förden. Denn was Du vermagst entscheidest Du allein.

Nehmen wer mal ein Beispiel. Als Du der Warburg Bank in der CumEx-Affaire ein Steuergeschenk gemacht hast, war das Wohl Hamburgs nicht mit allen Kräften gefördert, sondern nur soviel Du vermochtest. Fehlten also 46 Millionen.

Bei der Anhörung im Untersuchungsausschuss ging et auch nicht mit allen Kräften zu, sondern nur nach Deinem Erinnerungsvermögen. War nich gut, Du vermochtest Dich nicht zu erinnern, und da hast Du Dich ja an Deinen Eid gehalten. Aber wat solls! Wenn ich Freunden 46 Millionen Steuergelder schenken wollte, vermöchte ich mich auch nich erinnern, oder war dat jetts vermag? Egal, Vermögen is Vermögen.

Aber jetzt mit Deutschland als Ganzes, das Wohl mehren, dat is ne andere Hausnummer. Geht nich mehr nur um Vermögen, also wat Du vermagst, sondern um alles. Ich glaub, Olaf, Du willst Dich jetzt steigern. Mehren mit allem, wat Dir zur Verfügung steht, nich nur Deinem Vermögen oder wat Du sonst vermagst, sondern tutti, all-in, mit Haut und Haaren. Ach Entschuldigung, war nich so gemeint. Also alles. Und so erklärt sich dat, dat Du einen Eid nach dem anderen ablegst.

Olaf, Du bis nich allein. Ich vermag Dir beim Steuern des Staatsschiffs zu helfen.

So wahr mir Gott helfe (kann weggelassen werden)

Dein Volk