Lieber Wladimir – Böser Wladimir

13. 03. 2014

 

Liebe Angela!


Grade kommt mir die Idee, schreibse den Putin auch ma n Brief, denn der soll ja auch ruhich wissen, wat ich so denke. Fang also an mit „Lieber Wladimir!“ und da fängt et schon an. Ich will ja ehrlich sein, wie ich dat in Religionsunterricht gelernt hab, und ob der lieb is, dat will ich ihn ja schreiben.

Heimlich denk ich mir ja, der is nich lieb, aber mit „Böser Wladimir!“ is auch keine Lösung für ein Briefanfang. Der böse Wladimir soll ja grade dat Ergebnis von meine überzeugende Analyse sein, und kanns ja nich mitte Tür ins Haus fallen, ne? Also ganz vereinfacht ausgedrückt, Angela, ich muss mit ne Lüge anfangen, mit „Lieber Wladimir!“ um dann zur Wahrheit zu kommen, „Böser Wladimir!“

Kommt noch dazu, dat der Wladimir nach n Lesen von mein Brief nachdenklich werden soll und sich dann sacht „Ne Wladimir, so kannse dat nich machen!“ und aus den Saulus wird ein Paulus. Der richtige Briefanfang wäre dann wohl also: „Lieber Wladimir! (wenne tus, wat ich meine!) oder Böser Wladimir! (wenne nich tus, wat ich meine!) Entscheide selbs, welchen Briefanfang!“ Aber elegant is dat nich.

Da fällt mir ein, Angela, Du has ja datselbe Problem, wenn Du in Dialoch mit den tritts. Alle Dialochkanäle offen halten, energisch, mit Konsequenzen, nich hinnehmbar, inakzeptabel, aber so tun, als ob. Ich glaub, dat Problem mitte Anrede is jetts geklärt.

Jetts kommt dat, wat ich den Wladimir eigentlich schreiben will. Die Krim is doch anne Ukraine geschenkt worden, damals vor ein paa Jahre. Und zurückgenommen – in die Hölle gekommen! Dat darf nich! Und wenn der Wladimir zurückschreibt: „Doch, wenn grober Undank vorliecht!“ dann sachich: Die Ukrainer meinen dat doch ganich so, oder?

Und überhaupt, die Geschichte rückwärts aufrollen? Angela, ich sach Dir, bleib bei Deine Linie, sach nix Konkretes, wenne mit den Wladimir schnacks, tu einfach so, als wär der Dein Koalitionspartner, du weiß schon, wat ich mein. Irgendwann weiß der dann auch nich mehr weiter. Dat is dann Deine Stunde.

Auf den lieben Wladimir!

Dein Volk