Habemus Papam

25.09.2011

 

Liebe Angela!


Gucke ich neulich wieder ma um 20.00 Uhr die Tagesschau, und wat seh ich: Genau, keine Tageschau. Haben se verschoben wegen den Papst. Der betet nämlich grade im Olympiastadion ganz intim mitten Lieben Gott und 70.000 Zuschauern umme Vernunft inne Politik oder so. Egal, denkich mir, guckse ma, wars ja schließlich auch ma Messdiener. Aber die Kamera is ganz nervös, und statt den Lieben Gott zeigt die ganz viele glückliche Menschen, junge und alte, dicke und dünne, Frauen und Männer, und wat seh ich da, dat Angela ist auch da, brav in eine Reihe mit Wulff, Wowereit und Co.

Habbich nix gegen, versteh mich nich falsch, Angela. Ob dat jetts Ökumene oder Politik is, wat solls. Aber ich hab den Anblick doch heimlich genossen, wie Du Dir von ein alten Kerl die Welt erklären lässt, kein Mucks dazu sachs und noch nich ma ein buntes Kostüm dazu trächs. Schappoh, Angela, so dezent kennich Dich ganich.

Und so schweifen meine Gedanken hin und her, und da fällt mir doch die letzte Papstwahl ein. Du weiß schon, Petersplatz, Tausende Menschen, und dann: Weißer Rauch wie bei Old Shatterhand, und kommt einer von der Trachtengruppe auf den Balkon und sacht in Mikrofon: Habemus Papam. Dat heißt: Wir haben einen Papa. Und dat isset. Deshalb warße auch so still.

Der eigene Papa, na ja. Aber einen Papa, auf den so viele gucken, dat is doch ne andere Dimension. Dat hebt. Da denkse, wir sind alle eine Familie. Und an die Stelle seh ich einen leisen Seufzer aus Deinen tiefsten Innern nach oben stoßen, und ich seh die Frage in Dein Gesicht aufleuchten: Warum kann mein Kabinett nich auch ma ne Familie sein, wo sich alle lieb haben? Siehße, und da beißt sich die Katze in Schwanz.

Dat geht nämlich nich, weil dat zwei unterschiedliche Ebenen sind. Auf der einen Seite dat edle Geistige mit Ausblick auf die Ewichkeit, auf der anderen Dein pubertierendes Kabinett mit allen Niederungen der Macht. Und da hilft alles nix, man muss dat einfach trennen, Angela, Familie mit Lieben Gott und Dein Kabinett. Der mitte Familie und den Lieben Gott is nach ein paa Tage wieder weg, und Leben geht weiter. Und dann hat uns die Realität wieder, und die lautet: Habemus Angelam.

Kopf runter und durch.


Dein Volk