Othello

22.01.2009

 

Liebe Angela!


Für heute wollte ich Dir eigentlich wat von Othello schreiben, den Mohr von Woschingten. Abber dann habbich sicherheitshalber nochma den Othello von Scheijkspier gelesen und bo! Wirße ja wissen, wat da abgeht, is ne Riesenschweinerei. Und der einzige fiese Schurke, der Jago, isn Weißer. Gibt übrigens auch ne Oper über den Othello, und da is der Jago n Karakter-Bariton, genau wie ich. Passt alles vorne und hinten nich.

Lassen wer die Folklore ma beiseite. Wat is der Othello denn jetts eigentlich? N Schwatter kannße nur in Köllle sagen, abber sons nirgens. Mohr geht sowieso nich, und als ich drüben in Emerrikö wa, gab et so Ausdrücke wie „collored hjumen Beeings“ odder „not wight hjumen Beings“. Dat bedeutet, dat die Schwatten farbige oder nich weiße menschlich Seiende sind. Drollich, ne?

Wenn man mitte deutsche Gründlichkeit daran überlecht, dann sind die Schwatten nich farbich, weil schwarz keine Farbe is und weiß auch nich, und schwarz sind se auch nich richtich, kommt noch hinzu, wieso se ohne Farbe menschlich seiend sind. Außerdem sieht der Othello aus wie Vollmilchschokolade.

Nach n kurzen Blick in mein Göthe seh ich abber die Lösung: Schwarz is die Abwesenheit von Licht, von weiß. Der Othello verkörpert also sowat wie die schwarze Seite in uns, dat Schizofrene. Und Du weiß ja, wenne schizofren bis, bisse nie alleine. Genau da is die Schonß, die der Othello bietet, Angela. Zwei Seelen wohnen ach in seiner Brust, und wenn der Othello in Zukunft von Woschingten aus wat sacht, dann müssen wer immer genau überlegen, ob dat schwarz oder weiß, ob Licht oder Schatten is. Und genau dat will der Othello uns sagen, Angela. Oder um wie John Wayne zu reden: Manche Schwarze sehen so aus wie Weiße, die wie Schwarze aussehen.

Darauf trink ich jetts n Mohrenbräu aus Vorarlbärch! Prost!


Dein Volk